Jederzit und überall: Kei Fuessball mit Red Bull!

Seit einigen Jahren sind für die Verantwortlichen des FC St. Gallen Schlagwörter wie Tradition, Transparenz oder Nahbarkeit zu zentralen Glaubwürdigkeitsankern und Vermarktungselementen avanciert. Beispielhaft dafür bereitet sich der Klub in der Sommerpause bei regionalen Vereinen auf die neue Saison vor oder nutzt die Aufmerksamkeit einer Generalversammlung, um seine Rolle als Gegenentwurf in einer Liga fremdbestimmter Konkurrenten zu manifestieren.

Umso überraschender ist es angesichts dessen, dass sich ausgerechnet jene Personen in der Winterpause für ein Testspiel gegen den deutschen Bundesligisten RB Leipzig entschieden haben. Im Südosten Spaniens werden damit – scheinbar weit weg allfälliger Störfaktoren – sämtliche vereinspolitischen Prinzipien über Bord geworfen.

Im Gegensatz zu klassischen Besitz- und Sponsoringverhältnissen bestehen bei «RasenBallsport» Leipzig bekannterweise Strukturen, die beispielhaft in Form eines praktisch geschlossenen Mitgliederkreises innerhalb des Stammvereins nicht nur das Mitspracherecht auf perfide Weise umgehen, sondern demokratische Grundwerte grundsätzlich mit Füssen treten. Dazu gesellen sich Intransparenz, optisch tendenziöse Klublogos, die gegen statuarische Bedingungen verstossen und ein Auftreten, das weder vor einer Verdrängung (Leipzig), noch einer Auslöschung (Salzburg) klassischer Traditionsvereine zurückschreckt. Auch auf dem Transfermarkt hat Red Bull ein international operierendes, wettbewerbsverzerrendes Konsortium erschaffen, das einen fairen Wettbewerb verunmöglicht.

Ostschweizer Nachwuchsspieler, die dem Lockruf des RB-Imperiums folgen, können wir aus sportlicher Sicht verstehen. Ebenso haben wir Leihspielergeschäfte in Verbindung mit Red-Bull-Klubs – bringen sie unserem Verein auch keinerlei mittelfristigen Mehrwert – als Auswuchs eines wenig nachhaltigen Wettrüstens einer ganzen Branche toleriert. Doch eine freiwillig durchgeführte Partie gegen das Konstrukt, das die Begeisterungsfähigkeit des Fussballs nur als Mittel zum Zweck einer übergeordneten, polysportiven und absatzorientierten Marketingstrategie missbraucht, widerspricht sämtlichen Grundwerten, die wir als Fussballfans vertreten. Deshalb fordern wir die Verantwortlichen des FC St. Gallen umgehend dazu auf, dieses Testspiel abzusagen.

Potenzielle Argumentationsansätze, die ein solches Kräftemessen als einen aus sportlicher Sicht unverzichtbaren Mehrwert inszenieren, dürften sich wenige Monate nach einem Testspiel gegen einen – notabene traditionsreichen – österreichischen Fünftligisten von selbst entkräften.

ESPENBLOCK SANKT GALLEN & DACHVERBAND 1879

St. Gallen, Dezember 2023

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